Grundlage unserer pädagogischen Arbeit ist das Berliner Bildungsprogramm (BBP) mit einem Bildungsverständnis, das den Kindern die aktive Gestaltung von Lern- und Bildungsprozessen zugesteht und ihre Lebenswelt zum Ausgangspunkt allen pädagogischen Handelns macht.
Wir nutzen die Möglichkeiten des Kinderladenalltags, gezielte Spielangebote und Projekte, um die Ich-Kompetenz, die soziale Kompetenz, die Sachkompetenz und die lernmethodische Kompetenz der Kinder zu stärken.
Das Berliner Bildungsprogramm sieht die Aufgabe der Kindertagesstätten darin, durch Bildung, Erziehung und Betreuung jedem einzelnen Kind, „gleiche Rechte und gute Chancen für eine lebenswerte Perspektive in dieser Gesellschaft“ zu ermöglichen, um „seine Absichten, seine Fähigkeiten und seine individuellen Möglichkeiten in die Entwicklung von Gemeinschaft – von Gesellschaft einzubringen.“ Bildung wird dabei verstanden als „Aneignungstätigkeit, mit der sich der Mensch ein Bild von der Welt macht“ und als „lebenslange(r) und von Irritationen und Widersprüchen begleitete(r) Prozess“.
Das Berliner Bildungsprogramm spricht sich gegen ein Verständnis von Bildung aus, das diese mit dem „Ernst des Lebens“ gleichsetzt und unterstellt, dass „Bildung und Glücksempfinden sich gegenseitig ausschließen.“ Im Gegenteil: das Glücksgefühl wird als „Motor“ für die eigenen Lernprozesse der Kinder verstanden:
„Jeder, der mit einem Kind zusammenlebt, kann die Erfahrung machen, wie glücklich und stolz es ist, wenn es etwas herausgefunden hat, etwas kann, das für sie oder ihn selbst von hoher Bedeutung ist.“ (BBP)
Unsere Erfahrung in der pädagogischen Arbeit ist, dass die Kinder mit Energie und Interesse „bei der Sache“ sind, je näher die Themen an ihren Fragestellungen sind und je stärker sie sich selbst auf die Suche nach Antworten auf ihre Fragen machen. Das bedeutet für unsere pädagogische Arbeit als Erzieherinnen, den Kindern neben unseren Anregungen Möglichkeiten für eigene Erfahrungen und Entdeckungen zu belassen, ohne ihnen durch vorweggenommene Ergebnisse und vorgefertigte Erkenntnisse den Spaß, die Freude und die Motivation zu nehmen, die sie Anstrengungen und Rückschläge in ihren Lernprozessen in Kauf nehmen lässt:
„Ein aktives Kind bildet sich immer, es kann gar nicht anders. Kinder können nicht gebildet werden – sie machen sich selbst ihr Bild von ihrer Welt und sie tun dies aus eigenem Antrieb.“ (BBP)
Wir schaffen den Kindern eine lernfreundliche Umgebung, in der wir aufmerksame Begleitung und wohlwollende Unterstützung anbieten. Wir nehmen die Kinder mit ihren Fähigkeiten und Eigenheiten so an, wie sie sind und interessieren uns dafür, was sie beschäftigt. Wir sehen unsere Aufgabe darin, in der Gruppe ein Klima zu schaffen, in dem jedes einzelne Kind mit seiner Persönlichkeit und seinen unterschiedlichen Bedürfnissen seinen Raum findet. Dabei richten wir unseren Blick auf seine Bewältigungsversuche und setzten bei seinen Stärken und Fähigkeiten an, um weitere Lernschritte zu ermöglichen und das Kind dazu zu ermutigen. Wir begegnen den Kindern mit Achtung und Respekt und akzeptieren ihr Recht auf Nähe und Distanz. Wir gehen aber auch in Auseinandersetzungen, setzen Grenzen und geben eine Rückmeldung über unsere eigenen Gefühle und Haltungen.
Wir wertschätzen die Neugier und Lebendigkeit der Kinder. Bei uns dürfen sie auch „erfundene Räder“ nochmals neu erfinden und zeigen, dass manch aberwitzige Idee auf der gemeinsamen Suche nach Informationen und Lösungen oft ganz unerwartete und wertvolle Erkenntnisse bringt. Bei unseren Angeboten berücksichtigen wir die individuellen Interessen und Bedürfnisse der Kinder. Uns ist es wichtig, die Kinder sowohl durch Anregungen zu unterstützen, als auch genug Raum für Eigeninitiative zu lassen und dabei individuelle Entwicklungsprozesse, das eigene Tempo der Kinder und altersbedingte Entwicklungsunterschiede zu berücksichtigen.
Besonders wichtig sind uns die sozialen Beziehungen in der Gruppe, denn Kinder inspirieren und beflügeln sich sehr stark untereinander, auf unterschiedlichste Weise mit gleichaltrigen, jüngeren oder älteren Kindern. Die soziale Kompetenz zu fördern, heißt für uns, für jedes einzelne Kind eine verlässliche, engagierte und wohlwollende Bezugsperson zu sein und es bei der Gestaltung seiner sozialen Kontakte zu unterstützen. Die Kinder können sich als Teil der Gruppe erleben, in der sie Freundschaften schließen und Spielkontakte knüpfen können. Hier müssen sie aber auch lernen, sich mit den Wünschen, Ansprüchen und Rechten der Anderen in einer angemessenen Form auseinanderzusetzen.
Unsere Kindergruppe weist eine Altersmischung von anderthalb bis sechs Jahre auf. Die Lernprozesse zwischen jüngeren und älteren Kindern sind zumeist durch verschiedenartige Lerngewinne gekennzeichnet. Ältere Kinder stellen für die jüngeren oftmals besonders reizvolle und faszinierende Nachahmungsmodelle dar, von denen sie mit Leichtigkeit und Ausdauer lernen und damit eine frühere Selbständigkeit erreichen können. Die älteren Kinder haben gegenüber den jüngeren eine neue Rolle: sie können eigene Kompetenzen und ihre Lernentwicklung erkennen und erleben, wenn sie anderen Kindern Hilfestellung leisten. Für unsere pädagogische Arbeit als Erzieherinnen bedeutet das, neben unserer angebotenen Begleitung und Unterstützung für die Bildungsprozesse der Kinder auch Rahmenbedingungen für ein lernfreundliches Klima in der Kindergruppe zu schaffen, in der die Kinder mit ihren unterschiedlichen Persönlichkeiten ihren Raum finden.
Das Berliner Bildungsprogramm verweist in diesem Zusammenhang auch auf die Berücksichtigung von Differenzen aufgrund von Geschlecht, sozialem Status, ethnisch-kulturellem Hintergrund und religiöser oder weltanschaulicher Ausrichtung.
Dabei ist aus unserer Sicht wichtig, Differenzen zu berücksichtigen, ohne problematische Stereotype zu bilden, zu verstärken oder fortzuschreiben, die die Entwicklungsmöglichkeiten der Kinder einschränken und erschweren. Um es an einem Beispiel zu verdeutlichen, bedeutet das konkret, dass wir jedes Kind in der individuellen Wahl seiner Spiele wie seiner Spielpartner/innen unterstützen, dass sowohl Mädchen wie Jungen sich bei uns als Ninja-Krieger oder Prinzessin verkleiden, mit Puppen und Autos spielen dürfen und dass wir uns klar dagegen positionieren, wenn Kinder von (z. B.) älteren Geschwistern die Parole „Jungs gegen Mädchen!“ mit in den Kinderladen bringen. Ebenso würden wir, wenn Kinder berichten, dass (z. B.) ihre Oma gesagt habe, dass „Jungs nicht mit Mädchen/mit Mädchensachen spielen“, ganz deutlich erklären, dass wir da anderer Ansicht sind und dass sich bei uns im Kinderladen jedes Kind selbst aussuchen kann, was und wie es spielt, und auch, mit wem es spielen will (sofern das jeweils andere Kind damit einverstanden ist).
„Die Hirnforschung belegt die pädagogische Erfahrung, dass Kinder dann erfolgreich lernen, wenn sie möglichst vielfältige Sinneswahrnehmungen für die Aufnahme und Verarbeitung von komplexen Eindrücken einsetzen können. […] Über Bewegung, Tasten und Fühlen, Riechen und Schmecken, Sehen und Hören gewonnene Eindrücke und Erkundungen führen zu bleibenden Verknüpfungen (Synapsen) zwischen Nervenzellen im Gehirn.“ (BBP)
Es ist uns daher sehr wichtig, den Kindern vielfältige Sinneserfahrungen zu ermöglichen. Wir gehen mit ihnen bei jedem Wetter raus. Sie dürfen bei uns matschen und in Pfützen spielen, kneten, Plätzchen backen, mit Fingerfarben malen, schneiden, Glitzer aufkleben und vieles mehr. Kleider werden dabei manchmal (sehr) schmutzig und können auch kaputt gehen.
Das Berliner Bildungsprogramm benennt die Beobachtung und Dokumentation kindlicher Bildungsprozesse als grundlegende und wichtige Aufgabe von Erzieher/innen. Wir arbeiten wie alle Berliner Kitas mit dem Sprachlerntagebuch, das die sprachlichen Fähigkeiten der Kinder in den Fokus nimmt und seit 2008 die obligatorische „Statuserhebung des Sprachstandes“ vor der Einschulung beinhaltet. Wir haben das Sprachlerntagebuch zum Bildungsbuch erweitert, in das die Kinder mit unserer Unterstützung eigene Bilder, Zitate, Geschichten und Fotos einheften können. Wir wünschen uns das Bildungsbuch als Möglichkeit für Kinder, Eltern und Erzieherinnen, um uns ausschnittweise die Ideen, Interessen und Entwicklungswege der Kinder zu vergegenwärtigen. Das Bildungsbuch (mit integriertem Sprachlerntagebuch) wird den Kindern und ihren Eltern zum Abschluss mitgegeben.
Wir stellen in den Räumen des Kinderladens regelmäßig Arbeiten der Kinder aus, hängen Bilder der Kinder auf und halten auf Wanddokumentationen Arbeiten, Prozesse, Fotos, Gesprächsauszüge und Zitate fest.